Faszien durchziehen unseren ganzen Körper von Kopf bis Fuß. Sie umhüllen Muskeln, Knochen, Organe in gröberen Strukturen und Muskelfaserbündel in feineren Strukturen. Wir können von Hüllen um Hüllen um Hüllen sprechen und uns das ganze in etwas so wie bei einer Orange vorstellen.
Bei ihr ist eine äußere Schale um einzelne Kompartments, welche wiederum eine Hülle um die einzelnen Tröpfchen bilden. Die Tröpfchen halten mit einer Weiteren Hülle den Saft in ihrem Inneren. Beim Muskel ist es ähnlich, auch er wird von einer Faszie umhüllt. Der Muskel selbst besteht aus Muskelfaserbündeln, die ebenfalls von einer Faszie umschlossen werden. Die Muskelfasern an sich haben wiederum auch Hüllen. Jetzt könnte der Eindruck entstehen, dass Faszien alles voneinander abtrennen, aber das stimmt nur zu einem kleinen Teil: Ja es liegen trennende Schichten zwischen einzelnen Muskelstrukturen, welche verkleben können und so Bewegung einschränken, dazu später mehr. Es ist aber auch so, dass Faszien alles miteinander verbinden. Die Faszie am Muskelende verdickt sich und geht in eine Sehne über und so die Verbindung zum Knochen schafft. Es gibt aber auch fasziale Strukturen, die Muskeln miteinander verbinden und das über ziemlich weite Strecken. So kann eine fasziale Verbindung von der Plantarfaszie an der Fußsohle über die Beinrückseiten hinauf an der Wirbelsäule entlang bis über unseren Schädel an die Stirn gefunden werden. Dass diese Strukturen im Zusammenhang stehen, kannst du beispielsweise folgendermaßen an dir selbst testen: Beuge dich mit gestreckten Beinen vorn über und schau, wie weit du mit deinen Fingerspitzen zum Boden reichst. Rolle anschließend mit einem kleinen Ball deine Plantarfaszie (Deine Fußsohle) 5-10 Minuten intensiv aus, sodass du einem angenehmen Schmerz ausgesetzt bist und wiederhole die Übung. Vermutlich kommst du mit deinen Fingern ein ganzes Stück weiter nach unten, denn das ausrollen der Plantarfaszie wirkt sich auf die ganze Kette nach oben hin aus. Diese Verbindungen werden übrigens myofasziale (myo= Muskel) Leitbahnen genannt. Es gibt im Körper verschiedene Muskelketten, die durch die Faszien im Alltagsbewegen immer zusammenwirken. Darum macht es auch Sinn für eine funktionale Kraft und Beweglichkeit diese funktionalen Bewegungsmuster zu trainieren, anstatt isolierte Muskelübungen zu machen.
Nochmal zusammenfassend: Faszien trennen und Faszien verbinden.
Diese zwei Eigenschaften führen zu einer weiteren Funktion der Faszien: Faszien sind das hauptstrukturgebende Element im Körper. Sie halten die Muskeln und Knochen, aber auch Organe und Fettgewebe dort, wo es seinen Platz hat. Darum sind die Faszien auch mitbestimmend für unsere Körperhaltung, denn gerät das System aus dem Gleichgewicht durch Verkürzungen oder Verklebungen, kann man dies von außen sehen. Alles in unserem Körper passt sich den Gegebenheiten an, denen er ausgesetzt wird. Am einfachsten ist dies beim Muskelaufbau sichtbar. Werden schwere Gewichte gestemmt, wird der Arm dicker, liegt man vier Wochen im Bett atrophiert alles. Der Muskel passt sich relativ schnell an, anders ist es bei den Faszien oder den Knochen. Faszien sind ein langsam arbeitendes Gewebe, Verkürzungen stellen sich nicht so schnell ein. Haben wir jedoch einen Tagesablauf, der im Wesentlichen aus sitzender Tätigkeit besteht, können wir nach einiger Zeit dies an der Körperhaltung ablesen. Die Front ist tendenziell verkürzt, der Zug nach vorn kann zu einem schmerzenden Rücken oder Nacken beitragen. Unter Stress und Anspannung ist bei vielen die Schulter leicht angezogen und nach vorn gerollt, meist auf einer Seite stärker als der anderen, da die Arme unterschiedlich genutzt werden. Auch hier stellt sich gern ein Schulterschmerz ein, in Kombination mit gewissen Sportarten auch ein sogenanntes (Schulter-)Impingement-Syndrom, was zunächst mal nur eine schmerzende Verengung in der Schulter bedeutet. Dies soll nur ein kleine Auswahl an Beispielen der Probleme sein, mit denen ich regelmäßig zu tun habe. Die Krux an der Sache ist, sind die Strukturen erstmal durch langanhaltende einseitige Bewegungen nur noch eingeschränkt beweglich, dauert es eben auch eine sehr lange Zeit diese Bewegungseinschränkungen wieder aufzulösen – vorausgesetzt der ebenso langanhaltenden disziplinierten Arbeit an diesem Problem. Eine Faszientherapie kann hier eine wesentliche Zeitersparnis bringen, denn das Gewebe passt sich durch die Faszienmanipulation viel schneller an als nur durch Übungen. Klar ist aber auch, dass es eine gewisse Aufmerksamkeitsschulung für den Klienten braucht. Ganz wichtig ist es eine grundlegende Haltungs- und Bewegungsschulung mit auf den Weg zu geben, damit das Therapieergebnis nicht nach einem Jahr wieder hinfällig ist. Dabei sollte der Fokus tatsächlich überwiegend auf dem Alltagsbewegen liegen. Übungen sind gute Ergänzungen, aber werden leider häufig vergessen, wenn es nicht mehr weh tut.
Über viele tausende Jahre hat sich der Mensch evolutionär auf den aufrechten Gang spezialisiert, darum sollte es uns möglich sein entspannt lotgerecht im Schwerefeld der Erde zu stehen. Legt man das Lot durch unseren Körper, schlängeln sich Wirbelsäule, Becken und Beine daran entlang und nehmen eine Mehrfache S-Form oder auch Zick-Zack-Linie ein. Durch einen stark veränderten Lebensstil in den letzten 100 Jahren, der die meisten Menschen in stark repetitive Aufgaben und/oder viele Stunden sitzender Tätigkeit zwingt, wird das System gänzlich anders belastet als es ursprünglich über tausende Jahre jagende und sammelnde Gesellschaft der Fall war, aber auch in den letzten 5-10 tausend Jahren, in denen Viehzucht und Ackerbau betrieben wurden, lebte der Mensch bewegungstechnisch sehr vielfältiger als er es im Schnitt in den letzten 100 Jahren tut.
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